Die Franken aus Würzburg überraschten während der Hinrunde die Experten wie ein Sandsturm eine Gruppe blinder Beduinen. Nach einem Traumstart lehrten die Universitätsstädter ihrer Liga- Konkurrenz schnell das Fürchten. Anfänglich von den Manager-Kollegen noch skeptisch beäugt, mauserte sich die Mannschaft um Trainer Thomas Glasauer schnell zum Schrecken etablierter Teams. Erst seit der Rückrunde ist etwas Sand ins Getriebe der Würzburger geraten. Full Court PRESS traf Würzburgs Manager Dubravko in der heimischen s.Oliver Arena und bat um ein Interview.
Manager Dubravko, Ihre Mannschaft hat eine hervorragende Vorrunde hingelegt. Wie fällt Ihr aktuelles Gesamtfazit aus?Darauf kann es natürlich nur eine Antwort geben: Wir sind alle hochzufrieden mit dem sensationellen Verlauf, den diese Saison bisher für uns genommen hat. Die Leistung der Mannschaft in der Hinrunde hat auch uns alle überrascht, Thomas Glasauer hat die Jungs zu einer echten Einheit zusammengeschweißt. Aus unserem schmalen Etat haben wir – mit dem nötigen Glück – wirklich das absolute Maximum herausgeholt. Man hat gesehen, was man erreichen kann, wenn alle Spieler an einem Strang ziehen und Selbstbewusstsein entwickeln. Leider sieht es in der Rückrunde nicht mehr ganz so gut aus, das haben wir aber ein Stück weit erwartet, in der ersten Saisonhälfte haben wir natürlich teilweise auch ein Stück weit über unsere Verhältnisse gespielt. Man darf nicht vergessen, das wir mit dem realistischen Ziel Platz zwölf in die Saison gestartet sind. Das haben wir inzwischen korrigiert: Wir wollen unter die besten acht Mannschaften und dann in den Playoffs für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Nach einer beeindruckenden Hinserie, in der Würzburg häufig
nur um Haaresbreiten an der Tabellenführung vorbeischrammte, der zweite
Tabellenplatz jedoch kontinuierlich behauptet wurde, läuft es seit geraumer
Zeit eher schleppend. Wo sehen Sie die Gründe für die momentanen Leistungsschwankungen?
Dass wir jetzt wieder mehr Niederlagen einstecken müssen, kommt wie gesagt
nicht unerwartet. Zu Denken gibt mir nur die Art, wie die Niederlagen zustande
gekommen sind. Gegen Gießen im Heimspiel war das Team völlig von
der Rolle, in Ludwigsburg hatten wir drei Viertel lang alles im Griff, sind
dann am Ende aber total eingebrochen. So etwas wäre in der Hinrunde nicht
passiert. Einen Grund sehe ich in den schwächeren Leistungen von Nosakhare
Obasuyi in den letzten fünf, sechs Spielen. Er war bis dahin eine Bank
für uns, ist auch der einzige Spieler, der in allen Saisonspielen in der
Startformation stand. Im Moment geht er durch ein Leistungstief, das er hoffentlich
bald wieder überwunden haben wird.
Ende Januar 2006 gaben Sie in einem für großes Aufsehen
sorgenden Trade Kevin Burleson und Ryan DeMichael für Joakim Blom und Igor
Perovic nach Tübingen ab.
Teilfrage 1: Was hat Sie zu diesem Zeitpunkt bewogen, Ihr bis dato gut funktionierendes
Team zu verändern?
Kevin Burleson war natürlich ein wichtiger Grund für unsere Erfolge in de Hinrunde, er hat aber dann zum Teil stark abgebaut und sich bei seinen Kollegen unbeliebt gemacht, weil sein Agent ihm ständig mit angeblichen NBA-Angeboten in den Ohren lag. Außerdem hatten wir die Chance, unser Team mit einem Spieler vom Kaliber eines Joakim Blom, der vor der Saison niemals zu uns gewechselt wäre, zu verstärken. Da wir mit dem jungen Malik Badiane in der Offensive noch Defizite unter den Körben hatten, haben wir zugeschlagen. Dass wir uns gleichzeitig von Ryan DeMichael trennen mussten, war bedauerlich, aber leider nicht zu ändern.
Teilfrage 2: Bereuen Sie diesen Trade im Nachhinein?
Nein, denn Joakim Blom hat voll eingeschlagen und ist im Team auch voll integriert.
Dass wir mit Igor Perovic einen Guard mit schwankenden Leistungen bekommen würden,
war uns vorher bewusst, er hat ja schon einmal in Würzburg gespielt. Wir
sind aber trotz allem zufrieden mit dem Deal.
Sie verpflichteten zuletzt mit Jorge Schmidt aus Giessen ein großes
Talent auf der Position 2, besitzen mit Christian Götz, Maxi Gottwald und
Freddie Kleemichen zusätzliche Rohdiamanten, die auf ihren Einsatz im Bundesligakader
brennen. Wandelt sich Würzburg neben Leverkusen, Bremerhaven und Köln
zu einer weiteren Talentschmiede des deutscher Nachwuchses?
Das muss nicht zuletzt wegen der Regelung, in Zukunft mehr deutsche Spieler
im Kader zu haben, unser Ziel sein. Von Jorge Schmidt erwarte ich mir sehr viel,
Dirk Mädrich hat sein Potenzial im Bundesliga-Team schon mehrmals angedeutet,
und mit Götz und Gottwald haben wir wirklich zwei Rohdiamanten, auf die
wir in Zukunft bauen. Leider ist Kleemichen nur aus Braunschweig ausgeliehen.
Er soll aber, so weit möglich, in der Rückrunde im Bundesliga-Team
zeigen dürfen, was er kann. Am Ende der Saison werden wir sehen, ob der
Braunschweiger Kollege mit sich reden lässt.
Wie stehen Sie zu der bereits verabschiedeten Entscheidung der Aufwertung
von Jugendspielern? Sehen Sie nur Vorteile oder eventuelle auf Nachteile für
die Liga bzw. die Mannschaften?
Ich stehe voll und ganz hinter dieser Regelung, ich sehe keine Nachteile. Man
darf nicht nur an das Tagesgeschäft denken. Je mehr gute deutsche Spieler
zum Einsatz kommen, desto besser ist es für die Liga. Spanien und Italien
sind uns in dieser Hinsicht um Längen voraus.
Was erwarten Sie von Malik Badiane, wenn er nach Saisonende von dem
Leihgeschäft aus Giessen zurückkehrt? Wäre er in Ihren Augen
ein potentieller Starter, oder braucht er – wie ein guter Wein - noch
Zeit zum Reifen?
Malik hat, wie oben schon erwähnt, vor allem noch Defizite im Offensivbereich.
In der Hinrunde stand er in 17 BBL-Partien in der Startformation und hat unter
dem eigenen Korb nie enttäuscht – seine Verteidigung und sein Reboundverhalten
sind gut. Ich bezweifle, dass er in Gießen so viel Einsatzzeit wie bei
uns bekommen wird. Wir freuen uns aber schon auf den Malik nach seiner Aufwertung.
Ein Frage zum Würzburger Kader – Aufgrund der Ruhe während
Ihrer Vertragsverhandlungen drang über Weiterverpflichtungen noch kein
Wort an die Öffentlichkeit. Wer wird verlängert? Wer darf sich einen
neuen Verein suchen und wie sie die Perspektive Ihrer Mannschaft aus?
Alle Spieler, deren Verträge am Saisonende ausgelaufen wären, haben
ein bis zwei Jahre zu den gleichen Konditionen verlängert. Wir versuchen
im Rahmen unserer Möglichkeiten auf Kontinuität zu setzen, die Fans
wollen nicht jedes Jahr eine komplett neue Mannschaft sehen.
Abschließend im Sinne unserer Tradition natürlich die Frage
der Favoriten – auf Titel, Pokalsieg und den Draft. Auf welche Teams tippt
der Macher des USC?
GHP Bamberg, GHP Bamberg, Artland Dragons.


