Die größte Konstante im Spiel der Bremerhavener Basketballer ist die Unberechenbarkeit. Dennoch stehen die „Ursus maritimus“, so die lateinische Bezeichnung der pelzigen Kolosse, mit 2 ihrer 4 Beine fast schon in den Playoffs. Auf ein gute Ausgangsposition nach dem regulären Spieljahr fokussiert und mit der Meisterschaft liebäugelnd, verstärkte ausgerechnet eine Robbe über die Winterpause den eh schon überdurchschnittlichen Kader mit intelligenten Trades.
Die Eisbären haben nach einem Durchhänger zwischen dem 6. bis
9. Spieltag wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Verraten Sie uns das
Geheimnis der guten Vorrunde!?
Der homogene, ausgeglichene Kader ist es, der uns den augenblicklichen Erfolg beschert. Zudem ein guter Coach, der diese vielen verschiedenen Charaktere zusammenhält und einschwört. Wir sind auf dem Boden geblieben und streben nicht nach Unmöglichem das haben auch die Spieler verinnerlicht. Hier wollen nicht mehr 8 Spieler 30/15/10 auftischen, wie es früher teilweise der Fall war. Zu viel wollen ist oft kontraproduktiv. Ein schlauer Eisbär wird von einer einzigen Robbe satt und jagt erst am nächsten Morgen wieder.
Was fühlt man als Manager eines Teams, das favorisierte Mannschaften wie Düsseldorf und Tübingen schlagen konnte, jedoch gegen eher schwächer eingeschätzte Kontrahenten wie Würzburg oder Rhöndorf unterlag?
Es gibt in einer Saison immer wieder Spiele, in denen die Spieler die Lethargie in der Verteidigung nicht ablegen können und augrund dessen verlieren. Zudem sehe ich sowohl Würzburg als auch Rhöndorf so schlecht nicht, diese Mannschaften stehen zu Recht dort, wo man sie in der Tabelle findet. Ich habe dem Team während der Hinrunde launisches Verhalten vorgeworfen, aber diese Aussage war eher psychologischer Natur. Geantwortet hat die Mannschaft mit einer sensationellen Siegesserie. Die Siege gegen Tübingen und Düsseldorf
zeigen wiederum die Qualität unseres Teams – nicht mehr und nicht
weniger.
12 Siege und der damit verbundene 5.Platz, sowie die Teilnahme am Top4
dürften den Manager der Eisbären zufrieden stellen, oder wurde mehr
erwartet?
Nein, wir sind bisher hochzufrieden. Den Pokal kann man nicht planen, daher
ist die Top4-Teilnahme natürlich ein tolles Zubrot, nun machen wir uns
natürlich gewisse Hoffnungen. Platz 5 in der Liga ist ebenfalls besser
als erwartet, erklärtes Ziel war und ist Platz 12. Wir lassen uns nicht
täuschen, die aktuelle gute Platzierung ist nur eine Momentaufnahme. Wirft
man einen genaueren Blick auf die Tabelle, so stellt man fest, dass der aktuelle
Tabellendreizehnte, Ulm, nur drei Bremerhavener Niederlagen entfernt ist. Keine
Illusionen – Bei noch 19 verbleibenden Spieltagen sind wir noch lange
nicht durch.
Mit Phelps, Black, McGowan und Schaffartzik verpflichteten Sie qualitativ
äußerst hochwertige Spieler. Was kann man von den Eisbären in
der Saison-Rückrunde noch erwarten?
Harte Defense, großen Einsatz, schnelles und spektakuläres Spiel.
Die Eigenschaften also, die das Team in der Hinrunde ausgezeichnet haben. Ich
möchte mir nicht zumuten, einen Tabellenplatz vorherzusagen, dafür
ist die Liga insgesamt zu ausgeglichen. Da ich aber Vertrauen in mein Team habe,
das vorgegebene Ziel zu erreichen, sehe ich uns zum Ende der Hauptrunde auf
Platz 9-12. Zu den 3 Spielerverpflichtungen sollte allerdings auch gesagt werden,
dass wir ebenfalls hervorragende Spieler abgeben mussten. Aber in diesem Geschäft
läuft nichts ohne Kompromisse.
Schaffartzik und James sind nur bedingt für ihren zurückhaltenden
Lebenswandel bekannt. Inwiefern hat Coach Sakalauskas die Gewohnheiten der beiden
„Chiller“ im Griff?
Sarunas ist in dieser Hinsicht ähnlich Fortschrittlich wie sein Herkunftsland.
In Litauen ist Marihuana seit September1998, als der aktuell amtierende Präsident
Valdas Adamkus seine ersten Amtshandlungen tätigte, legal. Die „Politik
des linken Fingers“ wird dieses im Baltikum praktizierte Konzept der Eindämmung
des Marihuanakonsums durch Duldung genannt. Sarunas hält die Sache nicht
fest in seinen Händen, hat sie aber trotzdem im Griff. Er ist nicht nur
ein guter Coach, sondern auch ein guter Lehrer – Litauische Schule eben.
Welcher Verein ist für den Manager der Eisbären der große
Favorit auf den Titel?
Düsseldorf – Sie sind auf jeder Position Top besetzt, die Verpflichtung
von Ademola Okulaja war das vorletzte Puzzlestück, das letzte wird noch
folgen. Außerdem rechne ich vor allem mit Bamberg und…Tübingen.
Das sind meine 3 Topfavoriten.
Zum Abschluss eine hypothetische Frage – Was würden sie
bevorzugen: eine Verpflichtung von Ademola Okulaja oder den Pokalsieg 2006?
Da der Pokalsieg ungeahnte Energien und Sponsoren freisetzen könnte und
uns so neue finanzielle Möglichkeiten eröffnen würde, bevorzuge
ich hier den Pokalsieg. Eine Okulaja-Verpflichtung würde unseren Etat hingegen eher sprengen als verbessern.
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Die Eisbären - mal zahm, mal mörderisch
- Geschrieben von: Lomax
- Hauptkategorie: News
- Kategorie: Full Court Press (Zeitung)
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