Als amtierender Deutscher Meister in das Spieljahr 2005/2006 gestartet, liegen die Basketballer des TBB Trier momentan nicht nur hinter der eigenen Erwartungshaltung weit zurück. Eine Parallele zur Situation bei ALBA Berlin ist nicht von der Hand zu weisen. In der ältesten Stadt Deutschlands - mit dem berühmten Wahrzeichen der Porta Nigra - hinken derzeit vor allem die Rollenspieler ihrer Form hinterher. Trotz der optisch ansehnlichen Kombination - jugendlicher Elan gepaart mit amerikanische Athletik - zeigen die Moselstädter zwar fast perfekten Basketball, jedoch gelang es dem TBB bisher noch nicht, diese Art in Erfolge umzumünzen. Full Court PRESS traf den Manager des TBB Trier fernab der heimatlichen Airbase anlässlich des Bundesligaspiels gegen die Telekom Baskets in Bonn und bat ihn zu einem kurzen Gespräch.
Manager Rocky, Ihre Mannschaft als Titelträger gestartet, steht momentan mit nur 8:13 Siegen auf einem enttäuschenden 16. Platz. Kurz nach Beginn der Rückrunde möchten wir Sie bitten, ein kurzes Hinrunden-Fazit zu ziehen.
Alles fing in der Preseason an, die nicht so lief wie wir uns das vorgestellt hatten. Unser Team war zu Saisonbeginn noch lange nicht komplett und so mussten wir immer wieder neue Spieler integrieren. Da ist es natürlich schwierig sich als Mannschaft zu finden. Gegen Ende der Hinrunde begann es jedoch besser für uns zu laufen. Ich hoffe, dass wir den Schwung in die nächsten,
entscheidenden Wochen mitnehmen können.
Wie erklären Sie sich den Einbruch in der Bundesliga, wohingegen es in der Euroleague und im Pokal wesentlich besser für Trier zu laufen scheint? Warum kommt Ihr Team in der Bundesliga nicht ins Rollen?
Wissen Sie wie oft ich mich das schon gefragt habe? In der Euroleague liefern meine Spieler eindeutig bessere Statistiken ab als in der BBL, obwohl die Gegner auf einem wesentlich höheren Niveau spielen. Zu der ganzen Sache passt wohl die Phrase: "Man wächst mit der Herausforderung!" Als Manager kann ich diesen Zustand jedoch nicht länger dulden. Wir wollen nicht nur ins Euroleague sowie ins Pokal Final Four sondern auch noch in die Playoffs.
Die Mannschaft muss das Ruder jetzt rumreißen und zeigen, dass sie die starken Leistungen auch in der BBL abrufen kann sonst muss das Team mit harten Konsequenzen rechnen. Sie wissen selbst wie schnelllebig das Geschehen in der BBL ist. Gewinnt man 3 Spiele, steht man auf einem Platz, wenn man jedoch 2 oder 3 Spiele hintereinander verliert, findet man sich schnell am Ende der Tabelle wieder. Außerdem denke ich, dass es noch eine weitere Erklärung für unsere schwankenden Leistungen gibt. Viele unserer Spieler spielen diese Saison zum ersten Mal als Profi, kommen also frisch vom College und müssen sich erst an den europäischen Basketball gewöhnen. Es war uns von Beginn an klar, dass wir mit solchen Leistungsschwankungen zu rechnen haben.
Während sich Edelfan Verona (Name geändert und der Redaktion bekannt) bei jedem BBL-Heimspiel hinter der Spielerbank breit macht den Aktiven ihre Telefonnummer zusteckt, fehlte sie bisher bei den erfolgreichen internationalen Auftritten unter der Woche. Könnte dies nicht als erstes Indiz für die Unsicherheiten Ihrer Bankspieler dienen?
Ich denke da ganz anders. Meiner Meinung nach ist sie für die unterdurchschnittlichen Leistungen meines Teams in der BBL verantwortlich. In den letzten Wochen hab ich immer wieder mitbekommen wie sie meine Spieler versuchte in Trierer Discotheken
oder in ihr Weingut zu locken. Ihre Leidenschaft für schwarze US-Amerikaner ist hinlänglich bekannt und meine Spieler scheinen auf dieses korpulente Mädchen zu stehen. Aus diesem Grund setzte Trainer Chris Flemming, wie Sie vielleicht wissen, ein mehrstündiges Training auf der Airbase in Bitburg an um den Spielern mal zu zeigen wie man anständige Mädels abschleppt.
Chris und ich wissen, dass der Faktor "Frauen" eine große Rolle bei den Leistungen von US-Amerikanern spielt, vielleicht eine zu große Rolle.
Triers Frontcourt ist mit den defensivstarke Pearson, Gay, Chubb und
Doornekamp exzellent besetzt, auf dem Flügel steht mit Jocys und Krasic
ein erfahrenes Baltikum-Balkan-Duo. Die Backcourt - Positionen wurden neben
Rivera und Hollis durch Begley und Jacobson ebenfalls optimal gefüllt.
Woran liegt es, dass Ihre starke Mannschaft dessen ungeachtet knapp 83 Punkte
pro Partie kassiert?
Verteidigung ist Einstellungssache und genau an dieser Einstellung fehlt es unserem
Team momentan. Die Jungs wollen alle 20 Punkte machen, aber keiner ist wirklich
dazu bereit seinen Gegenspieler unter dieser Marke zu halten. Es fehlt uns vor
allem an Kommunikation in der Defense. Kein Spieler ist in der Lage das Team
mitzureißen oder das Wort zu führen. Wir werden aber versuchen das
Team bis zur Trading Deadline noch mal erheblich zu stärken in der Defense,
vielleicht werden wir dafür sogar einen unserer starken Offensivspieler
abgeben.
Wenn eine Saison sportlich eher schleppend verläuft steht normalerweise
der Trainer schnell im Kreuzfeuer der Kritik. Genießt Chris Flemming Ihre
volle Rückendeckung oder muss er langsam die Koffer packen?
Coach Chris Flemming genießt unser vollstes Vertrauen. Er leistet sehr
gute Arbeit und ist bei den Fans sehr beliebt. Zudem hat er gute Kontakte zu
Agenten und Spielern. Letztes Jahr hat er bewiesen was er aus der Mannschaft
herausholen kann und auch jetzt ist noch nichts verloren. Chris lebt Basketball
und wird alles dafür geben noch in die Playoffs einzuziehen. Ich bin mir
ziemlich sicher, dass wir Chris viele weitere Jahre in Trier auf der Trainerbank
sehen dürfen. Unser Ziel ist es ähnlich wie Mainz 05 oder dem SC Freiburg
in der Fußballbundesliga langfristig mit einem Trainer zu arbeiten, der
bei den Fans beliebt ist und Identifikation schafft.
Mit Alexander Seggelke verpflichteten Sie zuletzt einen deutschen Akteur.
Darf man die Unterzeichnung des A2-Nationalspielers als erstes Zeichen eines
Umbruchs deuten, oder dient diese schlicht und ergreifend der regelkonformen
Umsetzung eines „Pflichtdeutschen“ auf dem MMB?
Mit Ali Seggelke kam ein sehr junger, talentierter, deutscher Swingman zu uns,
der sich in den nächsten Jahren zu einem guten Bundesligaspieler entwickeln
wird. Für ihn mussten wir Laurie Bridges abgeben, der sowieso keine große
Rolle spielte. Zusätzlich bekamen wir noch eine kleine finanzielle Entschädigung,
die uns ebenfalls weiterhilft. Natürlich versuchen wir jetzt auch verstärkt
deutsche Spieler mit Qualität zu bekommen um trotz der Ausländerregelung
ein gewisses Niveau zu halten. In den nächsten Wochen sowie in der Offseason
kann man da sicher noch einiges erwarten.
Ihrem Kader wird nachgesagt, es handele sich beim TBB vorwiegend um
eine Ansammlung von Söldnern. Sie haben an dieser Stelle die Möglichkeit,
diese abenteuerlichen Behauptungen einiger Kollegen richtig zustellen.
Diese abenteuerlichen Behauptungen halte ich für Verleumdung meiner Spieler.
Fast alle meine Spieler haben einen Vertrag über das Ende der laufenden
Saison hinaus und werden auch noch nächstes Jahr in Trier aktiv sein. Des weiteren
haben alle Spieler aus Verbundenheit zur Stadt Trier bei uns unterschrieben
und geben jeden Monat die Hälfte ihres Salärs an soziale Einrichtungen
ab. Vielleicht sollte man diesen Leuten mal den Begriff "Söldner"
erklären.
Eine zuletzt von Ihnen durchgeführte Marktanalyse sollte den Wert
ihres langsam alternden Leistungsträgers Bill Edwards testen. Steckt hinter
dieser Offerte eventuell doch mehr, oder handelte es sich tatsächlich bloß
um das Prüfen diverser Angebote?
Vor der Saison bekam ich einige Anfragen für Bill Edwards. Mit diesem Angebot
wollte ich lediglich den Markt innerhalb der Liga testen. Wir wollen Bill Edwards
nicht unbedingt los werden, aber wenn eine interessante Offerte kommt, dann
sind wir nicht abgeneigt über einen Trade nachzudenken. Bill ist immer
noch der Führungsspieler in unserem Team, der mit seiner Erfahrung die
jungen Spieler wie Brandon Gay oder Nate Doornekamp an das Niveau der BBL heranführt.
Abschließend möchten wir Sie natürlich nicht ohne Prognose
entlassen. Wer wird Meister, wer Pokalsieger, wer sichert sich den ultimativen
First Rounder und wo landet Trier am Ende?
Wer Meister wird, das kann man jetzt noch nicht wirklich sagen. Bamberg und
Düsseldorf halte ich für sehr stark, aber in den Playoffs ticken die
Uhren anders. Da kann ein Außenseiter, wie wir letztes Jahr, schnell einen
Lauf haben und den ein oder anderen Favorit rausschmeißen. Den Pokal möchten
wir natürlich am liebsten nach Trier holen und der First Pick wird mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an das Chaos-Team aus Quakenbrück
gehen. Trier wird dank eines Motivationsschubs durch den Pokalsieg noch in die
Playoffs einziehen.


