Die Baskets sind eines der Teams mit den wenigsten US-Spielern, dagegen ist Bonn ein Sammelbecken für Balkan-Spiele. Woran liegt das?
Das hat bei uns schon eine lange Tradition. Unser Trainer, Predrag Krunic, kennt sich im Osten unseres schönen Kontinentes sehr gut aus und besitzt dort viele Kontakte. Zudem kennt er die Mentalität der Spieler. Daher verfolgen wir mit ihm zusammen schon seit einiger Zeit diesen 'osteuropäischen Weg'. Nicht desto trotz haben wir auch Augen für den amerikanischen Markt, aber lieber holen wir gleichwertige Europäer.
Die jungen Spieler wie Oskar Faßler oder Sajmen Hauer wechseln neuerdings auch nach Bonn. Was haben Sie, was andere Clubs nicht bieten können?
Das liegt vor allem an unserem neuen Nachwuchskonzept, welches wir gemeinsam mit den Bayer Giants Leverkusen seit Saisonbeginn konsequent verfolgen. Wir wollen gezielt den deutschen Nachwuchs fördern, das passiert in Leverkusen noch ein wenig stärker, als bei uns, aber trotzdem möchten wir uns auch in diesem Bereich hervorbringen. Oskar und Sajmen kamen als junge Aufbautalente zu uns, in den nächsten Jahren werden sie die Nachfolge eines Milisavljevics oder Valters antreten.
Ihre Kooperation mit Leverkusen gilt als vorbildlich und der gelungene ALLSTAR-Day war ein Zeichen dafür. Erläutern Sie uns die Zusammenarbeit.
Wie eben schon kurz angeschnitten, kümmern wir uns intensiv um den Nachwuchs, das beginnt bei der Sichtung und geht bis zur Integration in die Sportinternate. Die Spieler verknüpfen bei uns Schule und den 'kleinen' Profisport. Zusammen mit dem Leverkusener Manager rigo entstand die Idee für den ALLSTAR-Day und dann schließlich auch die Bewerbung unter dem Motto 'Deutschlands Beste von Morgen'. Wir beide suchen oft den Dialog um über unsere einzelnen Ziele zu diskutieren und auch Lösungen für den Einsatz von deutschen Spielern zu entwickeln. Insgesamt läuft die Zusammenarbeit da auf einer breiten Basis.
Platz 9 heißt Play-Offs, aber auch Mittelmaß. Wie sehen Bonns Ziele kurz- und langfristig aus; wann fordert die Telekom den Titel?
Natürlich sind wir mit unserem momentanen Tabellenstand nicht 100%ig zufrieden, aber wir kennen unser Potential. Es ist nicht abzustreiten, dass die tragenden Säulen unserer Mannschaft Altron Jackson und Aleksandar Nadjfeji sind. Mit ihnen steigt und fällt das Spiel unserer verhältnismäßig jungen Mannschaft. Die aktuelle Saison wollen wir so gut, wie möglich abschließen, d.h. uns für die Play-Offs qualifizieren und genauso weit kommen wie in der letzten Saison [Anm. der Red.: Viertelfinale der Play-Offs]. Sollte das aufgehen und unsere Spieler dabei einen Entwicklungsschritt nach vorn machen, sind wir zufrieden. Im Pokal sah es dieses Jahr leider nicht so gut aus. In den kommenden Jahren wollen wir unser Nachwuchsprojekt natürlich weiter verfolgen und uns von Saison zu Saison verbessern, dass längerfristig auch mal um die Meisterschaft gespielt werden soll, ist natürlich logisch.
Die kommenden Spiele sind allesamt gegen direkte Konkurrenten, machen Sie sich noch Hoffnungen auf die direkte Play-Off-Qualifikation?
Auf jeden Fall. Genau gegen die Teams müssen wir gewinnen. Wenn wir das jetzt nicht tun bzw. können, dann gehören wir auch nicht in die Play-Offs. Schließlich werden uns diese Mannschaften dort in den Runden begegnen. Ich denke aber, dass unsere Mannschaft das Zeug für die Play-Offs hat, man schaue nur auf die vielen knappen Niederlagen (die letzten 5 Niederlagen waren allesamt mit 5 oder weniger Punkten Differenz).
Sie haben zuletzt reichlich Spieler angeboten. Warum müssen Leute wie Nikagbatse gehen und was erhoffen Sie sich dafür?
Vorhin wurden unsere längerfristigen Ziele angesprochen. Für diese brauchen wir viel Platz im Etat. Misan ist ohne Frage ein toller Spieler, doch bei ihm betrachten wir gerade seinen derzeitigen Vertrag, der bei einer Verlängerung noch mal ein gutes Stück teuerer für uns werden würde. Einige Spieler haben oder werden den Verein verlassen, so darf ich verraten, dass Sascha Leutloff und Alexander Djuric schon bereits einen neuen Verein gefunden haben. Durch die Verkäufe erhalten wir erstens neue Picks für die Draft, zweitens neue qualitativ hochwertige Spieler und drittens auch noch zusätzlich Geld für Verstärkungen aus anderen Ligen. Das alles soll uns helfen in der kommenden Saison weiter nach oben zu rücken und den Abstand zu den Topteams zu verringern.
Wie schätzen Sie die Situation in der Liga ein? Mit welchen Teams ist noch zu rechnen, wer hat Sie enttäuscht und wo landet Bonn nach 38 Spieltagen?
Ich schätze die Liga sehr stark und ausgeglichen ein, abgesehen von vielleicht einigen kleinen Ausnahmen. Vor allem die Play-Off-Plätze rund ums Mittelfeld sind hart umkämpft. Tübingen ruft immer mehr sein Potential ab und wird noch weiter nach oben rutschen. Bamberg wird meiner Meinung nach den Platz an der Sonne nicht mehr abgeben und ist mein Favorit auf den Titel. Als große Enttäuschung sehe ich eigentlich kein Team an. Leverkusen hätte ich gerne weiter oben gesehen, genau wie ALBA und Ulm. Ich glaube aber, dass da noch was zu erwarten ist. Ich denke die Telekom Baskets Bonn werden am Ende auf dem 6. oder 7. Tabellenplatz eintrudeln.


