Sein Team ist gespickt mit klangvollen Namen. Neben Andrew Wisniewski, dem wohl vielseitigsten Point Guard stehen mit dem Scharfschützen Mike Penberthy, Kraftpaket Quadre Lollis und dem 2,10m großen nigerianischen Centerhünen Reggie Okosa Spieler im Kader, bei denen andere Manager nur mit der Zunge schnalzen. Dennoch präsentieren sich die schwäbischen Raubkatzen zuweilen eher als handzahme Stubentiger. Full Court PRESS hakte nach und erwischte Manager Frazor zwischen dem Flug von Stuttgart nach Calgary.
Manager Frazor, die Tigers wurden von vielen Kollegen als großer
Meisterschaftsfavorit getippt. Ihr Team schlägt sich momentan mehr schlecht
als recht im Mittelfeld der Liga. Ziehen Sie bitte ein kurze Bilanz der augenscheinlich
bisher verkorksten Saison.
Wir haben von Anfang keinen richtigen Rhtymus gefunden. Nach 1-2 guten Spielen
folgte fast immer eine Klatsche. Spieler wie Penberthy, Lollis oder Vogel enttäuschten
über weite Strecken der Saison und der Trainerwechsel brachte auch keine
Besserung. Hinzu kamen ein paar Verständigungsprobleme mit dem Trainerstab,
sodass nach kleineren Streitereien oftmals nur die B-Mannschaft auflief. Mit
15 Siegen und 14 Niederlagen kann keiner zufrieden sein....
Auf dem Stuhl des Chefcoaches installierten Sie mit ihrer Schwester
eine No Name-Trainerin. War dies vielleicht der Fehler. Wird sie als Frau in
der Männerdomäne Basketball überhaupt ernst genommen und wie
gestalten sich die Verhandlungen mit etwaigen Nachfolgern?
Im Nachhinein war es natürlich ein großer Fehler den Trainerjob meiner
Schwester anzuvertrauen. Als gestandener Profi lässt man sich nicht gerne
von einer 15-jährigen herumkommandieren, die selber noch nicht einmal den
Korbleger beherrscht. Trotzdem lasse ich sie die Saison zu Ende bringen und
werde erst dann einen Nachfolger/in fuer die Trainerposition suchen. Die Gerüchte
die meine Katze nächstes Jahr an der Seitenlinie sehen sind deshalb völlig
absurd.
Siegen in Oldenburg, in Bonn oder in Nürnberg folgten Heimniederlagen
gegen Karlsruhe, Quakenbrück oder Bremerhaven. Kommt Ihr Team mit dem Anspruch
„Meisterschafts-Kandidat“ nicht zurecht, oder mangelt es den Spielern
an Motivation? Woran machen Sie diese Ausrutscher fest?
Es liegt wohl an den vielen Legionären in der Mannschaft, die sich nicht
mit dem Verein Walter Tigers Tübingen identifizieren koennen. Sie wollen
nur so schnell wie möglich ihren meist üppigen Gehaltscheck versaufen.
Das Team war schon immer als „Party-Truppe“ bekannt und wird dieses
Image erst ablegen, wenn ich im Sommer zurückkomme und drastische Strafen
einführe.
Mit Lollis, Penberthy, Wiz und Okosa vereint Tübingen wie keine
zweite Mannschaft eine Annsammlung von herausragenden Akteuren. Zu viele Häuptlinge
aber keine Indianer?
Das sehe ich nicht so. Schauen sie sich doch mal die Top-Teams aus Duesseldorf
oder Bamberg an, die fast ausschliesslich mit Häuptlingen spielen. Wir
haben keinen richtigen Star, jeder ist gleichberechigt. Das Problem liegt viel
mehr an der fehlenden Motivation und schlechten Einstellung.
Sie haben mit Andrew Wisniewski und Kevin Burleson ein echtes Luxusproblem
auf der Position des Aufbauspielers. Wie soll das Angelegenheit behoben werden,
ohne das die Statistiken der beiden darunter leiden?
Das ist in der Tat ein kleines Problem. Kevin machte in Wuerzburg als Starter
fast 15 Punkte im Schnitt. Andrew Wisniewski hatte hier fast identische Stats.
Letztendlich habe ich mich fuer Andrew als Starter entschieden, da er uns mit
seiner internationalen Erfahrung in den Playoffs eher weiterhelfen kann, als
Kevin, bei dem Deutschland die erste Auslandsstation ist. Kevins gefallene Stats
bringen uns auf dem Transfermarkt natuerlich Nachteile, aber das ist eine Pille
die man
schlucken muss.
Gerüchten zufolge soll es vor dem Draft zu Vereinswechseln von
Mike Penberthy und Quadre Lollis kommen. Ist man in Tübingen der beiden
Spieler überdrüssig?
Bis auf Reggie Okosa ist prinzipiell kein Spieler für die nächste
Saison gesetzt. Mike Penberthy hat mich nach seinem überragendem Sommer
natürlich schwer enttäuscht. Uns war klar, dass er nicht 20 Punkte
pro Spiel bringen wird, aber wenigstens Tübinger Topscorer hätte er
schon sein sollen. Mit Quadre Lollis bin ich schon eher zufrieden, jedoch wird
auch er nicht jünger.
Auf seiner Position hätten wir gerne jemanden der auch offensiv etwas reissen
kann. Ansonsten wird sicherlich die ganze Bank ausgewechselt und mit Alex King
und David McCray stehen schon zwei Neuzugaenge fest, die in 3-4 Jahren in die
Starting 5 rücken sollen.
Was erwartet Manager Frazor bis Saisonende von seinem Team und welche
Zielrichtung wird für das kommende Spieljahr ausgegeben?
Ziel ist es natürlich möglichst unter den ersten 8 Mannschaften zu
landen, um sich in den Playoffs Heimvorteil zu sichern und den Etat naechstes
Jahr um 10 % aufstocken zu koennen. Das ist allerdings nur zu schaffen, wenn
wir endlich den Arsch hochkriegen und Eier zeigen. In den Playoffs wollen wir
dann das ein oder andere Team ärgern.
Viel wichtiger für mich ist allerdings die Saison 2006/2007. Da ich im
Sommer meinen permanenten Wohnsitz wieder nach Tübingen verlegen werde
und mein Team somit wieder besser unter Kontrolle haben werde, wäre alles
andere als die Meisterschaft eine herbe Enttäuschung. Mit preußischer
Disziplin ist meiner Meinung alles möglich.
Welcher Verein ist für den Manager der Tigers der große
Favorit auf die Meisterschaft, wer holt Ihrer Meinung nach den Pokal und wer
bekommt den wertvollsten aller Picks?
Ich glaube, dass sich dieses Jahr die Favoriten wieder nicht durchsetzen werden.
Mein Geheimtipp ist Bremerhaven, aber auch Oldenburg und Braunschweig ist einiges
zuzutrauen. Den Pokal holt Bamberg und der wertvollste aller Picks geht auch
dieses Jahr nach Tuebingen, allerdings als Resultat eines Blockbuster-Trades.


